Interview mit unserer Mitarbeiterin Jessica aus dem Qualitäts- und Umweltmanagement der INWATEC Industry Services:
Anlässlich des Weltfrauentags haben wir ein Interview mit einer unserer Mitarbeiterinnen geführt. Die INWATEC steht für Gleichberechtigung zwischen allen Geschlechtern und setzt sich aktiv dafür innerhalb des Unternehmens ein. Uns ist es wichtig, dass jede/r sich bei uns wohlfühlt und gut aufgehoben wird. Frauen, die gerne in MINT-Berufen arbeiten wollen, sollen sich auf keinen Fall von irgendjemandem davon abhalten lassen. Wir begrüßen Frauen an jeder Position sehr gerne und Frauen haben bei uns die gleichen Chancen wie jeder andere auch. Wir hoffen, dass wir Sie vielleicht durch das Interview ermutigen können auch einen Beruf in der Wissenschaft zu beginnen.
Wie lief deine Entscheidung ab, beruflich in die Wissenschaft zu gehen?
Eigentlich recht unspektakulär:
Seit ich denken kann gehe ich gemeinsam mit meiner Mutter Pilze sammeln. Hauptsächlich sammeln wir Steinpilze und Maronen, aber meine Mutter kennt sich gut aus und sammelt auch diverse andere, verrückte Sorten.
Ich liebe den Wald und wusste bereits in der 1./2.Klasse, dass es aufjedenfall etwas Naturwissenschaftliches sein muss…
Die Entscheidung zu studieren hatte weniger damit zu tun, dass ich eine Frau bin. In unserer Familie gab es keinen mit Studienabschluss und da wollte ich die erste sein.
Im Laufe meiner Schulzeit hat sich an dem Wunsch etwas Naturwissenschaftliches zu machen nichts geändert. Biologie war definitiv das Größte für mich. Da mein ABI-Durschnitt nicht der Beste war, wurde ich an der UNI Köln über ein Auswahlverfahren aufgenommen.
Da ich mit mehreren Brüdern aufgewachsen bin und seit ich fünf bin mit Jungs Fußball im Verein gespielt habe, solange ich das als Mädchen durfte, habe ich die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen nie so bewusst wahrgenommen wie vielleicht andere Mädchen. Im Studium gab es viele neue Leute, da war für mich das Geschlecht nebensächlich. Es gab auch mehrere Frauen, die Biologie studiert haben, deshalb kann ich nicht sagen, dass man als Frau aufgefallen ist. Bei den Physikern und Mathematikern sah das schon etwas anders aus.
Gab es irgendwelche Hürden bei der Berufswahl?
Nein, zumindest keine, die mit meinem Geschlecht zusammenhängen. Ich komme aus einer „sogenannten“ sozial schwachen Familie und da ist es immer schwieriger sich durchzukämpfen. Wenn man sich um das finanzielle keine Sorgen machen muss, hat man zumindest eine Sorge weniger. Ich gehe seit ich darf nebenher Arbeiten und habe auch meine meisten Sommerferien mit Arbeiten verbracht. Im Studium war das „Nebenher Arbeiten“ dann nichts Neues mehr und zum Glück gibt es ja das BAföG (auch wenn ich das noch nicht ganz abbezahlt habe).
Hat dein Umfeld irgendwann versucht, dich in einen Beruf zu drängen, den du nicht ausüben möchtest?
Nein, da gab es glücklicherweise keinen. Das Gegenteil war der Fall, ich wurde immer in dem bestärkt, was ich tue (ganz besonders natürlich von meiner Mutter).
Hattest du innerhalb deines Berufslebens jemals das Gefühl benachteiligt zu werden, weil du eine Frau bist?
Die ersten Jahre eigentlich nicht, wenn man das Gehalt außer Acht lässt.
Ich selbst und jede andere Frau, mit der ich zusammengearbeitet habe, wusste das wir für die gleiche Arbeit weniger bekommen als die männlichen Kollegen. Auch wenn die meisten Firmen möchten, dass man untereinander nicht über das Gehalt redet, tun die meisten es trotzdem und die meisten männlichen Kollegen fanden diese Tatsache auch eher amüsant als ungerecht.
Richtig schlimm habe ich die Ungleichheit im Beruf zwischen Mann und Frau erst nach der Geburt meines Sohnes empfunden. Meinen direkten Chef möchte ich da sofort rausnehmen, er hat sich für mich eingesetzt und war ebenfalls entsetzt über das Verhalten meiner Vorgesetzten.
Mir wurde schnell klar, dass ich jetzt ein Mitarbeiter zweiter Klasse bin. Obwohl mein direkter Chef unbedingt wollte, dass ich nach meiner Elternzeit mit 30 Stunden wieder meine „alte“ Stelle besetze, wurde schon vor meiner Rückkehr beschlossen und mir mitgeteilt, dass ich „versetzt“ werde. 30 Stunden seien für die Stelle zu wenig, so mein Vorgesetzter eine Ebene höher. Mir wurde also eine andere „adäquate“ Stelle angeboten. Mein Studium hätte ich mir sparen können, da ich fortan als Laborantin gearbeitet habe. Für mich ist Laborantin kein schlechter Beruf, nicht dass das falsch verstanden wird, aber ich hatte studiert, um eben schwieriger und anspruchsvoller Aufgaben zu erledigen.
Als frisch gebackenen Mama liegen die Prioritäten erstmal woanders und ich habe mich mit der Situation abgefunden, auch wenn ich mich dabei alles andere als wohl gefühlt habe.
Beim zweiten Kind ist es ähnlich abgelaufen und ich bin noch eine Etage tiefer gesunken. Ich habe dann noch so lange durchgehalten bis ich wusste, dass meine kleine Tochter sich in der Kita wohlfühlt und alt genug ist, um auch längere Zeit dort zu bleiben. Anschließend habe ich angefangen mich auf andere Stellen zu bewerben. Dabei ist weniger das Thema „Frau“ ein Hindernis als das Thema „Kinder“. Leider gibt es immer noch viele Arbeitgeber, die denken, dass Frauen mit Kindern weniger arbeiten als andere bzw. „ständig“ krank aufs Kind machen oder Ähnliches. Zum Glück wissen aber auch viele gute Arbeitgeber, dass eher das Gegenteil der Fall ist.
So bin ich dann glücklicherweise beider INWATEC Industry Services gelandet und fühle mich hier mehr als wohl.
Auf einer Skala von 1-10 wie froh bist du, dich für deinen jetzigen Beruf entschieden zu haben?
Definitiv eine 10!!!
Trotz aller Widrigkeiten und den auch unschönen Erfahrungen als Frau im Beruf, ist das immer noch „meckern“ auf hohem Niveau.
Es gibt viel zu viele Menschen unabhängig, ob Frau oder Mann die unter sehr schlechten, verantwortungslosen Arbeitsbedingungen arbeiten müssen. Das Menschen trotz harter Arbeit nicht über die Runden kommen, ist sehr viel schlimmer als die Ungerechtigkeit zwischen Mann und Frau.